Wie organisieren wir uns im Homeschooling?

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Wie organisieren wir uns im Homeschooling?

Planungshilfe fürs Homeschooling in der „Corona-Zeit“

 

Überforderung macht sich breit

Von vielen Schülerinnen und Schülern und vor allem von Eltern höre und lese ich in den letzten Tagen, dass die Flut an Materialien aus der Schule, egal ob in Form von Arbeitsblätter-Paketen oder in digitaler Form, seit Anfang letzter Woche kein Ende nimmt. Kinder und Eltern sind regelrecht überfordert, zumindest wenn ich mal von mir selbst und meinem persönlichen Umfeld, mit dem ich gesprochen habe, ausgehe, aber auch von all dem, was man so in diversen sozialen Kanälen liest.
Was ich feststelle, ist, dass sich die Lehrkräfte viel Mühe geben, um Inhalte zu digitalisieren, zu sortieren und zu bestimmten regelmäßigen Zeiten zur Verfügung zu stellen. Was ich aber auch beobachte, ist, dass die Kids es natürlich überhaupt nicht gewöhnt sind, sich ihren Unterricht selbst zu organisieren. Es geht ja neuerdings nicht nur ums Abarbeiten von Arbeitsaufträgen, sondern um das selbständige Erarbeiten von Lernstoff. Das kommt also noch dazu. Somit wird es insgesamt an manchen Ecken einfach zu viel.

Ich bin mir fast sicher: hätten die Schulen ein paar Tage mehr Zeit gehabt, um sich auf die Situation vorzubereiten, hätten sich die Klassen-Lehrkräfte abgesprochen, wer an welchem Tag welche Art Material oder Auftrag online stellt. Nun war das aber kaum oder gar nicht möglich, mit dem Ergebnis, dass fast alles auf einmal kam und – wie in unserem Fall – Microsoft Teams geflutet war mit Wochenplänen, Lernkärtchen zum Ausdrucken, gescannten Arbeitsblättern, Hinweisen auf weiterführendes Material im Internet und aber, wie ich finde, auch wirklich netten und persönlichen Nachrichten von den Lehrkräften an die Kinder.

Meine 10jährige Tochter (5. Klasse) fand die neue Art der Aufgabenstellung anfangs ganz aufregend und freute sich über jede neue Nachricht, die in Microsoft Teams aufploppte. Die Freude wich allerdings sehr schnell ziemlich großem Frust und letztlich kompletter Resignation angesichts der Tatsache, dass so viel zusammengekommen war, dass sie überhaupt keinen Überblick mehr über die ganze Masse an unterschiedlichen Arbeitsaufträgen hatte.

Um ihr zu helfen und um vor allem zu verhindern, dass sie in Arbeitsverweigerung abdriftet (kein Witz, das kann ganz schnell gehen), habe ich kurzerhand am Beispiel meines eigenen Kanban-Boards, das neben meinem Schreibtisch hängt, eine Übersicht für sie erstellt.
Das Kanban-Board ist eines meiner liebsten Planungs-Tools. Ich mag die Farben, die Reduzierung auf die nötigsten Worte, und ich mag vor allem das Hin- und Herschieben der Zettel. Und natürlich hilft es mir enorm bei der Selbstorganisation.

 

Wie funktioniert das Kanban-Board?

Für das Board meiner Tochter haben wir viele bunte Post-Its mit den einzelnen Arbeitsaufträgen beschriftet und festgestellt, dass die linke Spalte für all die To Do’s längst nicht ausreicht. Da musste noch ein Teil der zweiten Spalte herhalten. Das sah dann so aus wie auf diesem Bild:

 

 

Pinkfarbene Post-Its enthalten dringende Aufgaben. Weniger dringende landeten auf einem blauen Zettel.

 

Was gehört in die einzelnen Spalten?

Zu dem Zeitpunkt, an dem das Bild oben entstanden ist, war die Verzweiflung auf Tochter-Seite noch sehr groß. Ab dem Moment, da die Zettelchen alle am Board hingen, war klar, wie viel noch zu tun ist. Dazu muss ich sagen, dass ich mir und uns die Freiheit genommen habe, einige Aufgaben großzügig auszusortieren. Alles ging und geht einfach nicht.

Aber immerhin war ein bisschen Licht ins Dunkel gekommen. Wir haben uns seitdem jeden Morgen Zeit genommen, das Board anzuschauen und 3-5 Zettelchen auszuwählen, die am Vormittag erledigt werden konnten. Dabei habe ich es meiner Tochter überlassen, abzuwägen, wie lange welche Aufgabe dauern könnte und worauf sie am ehesten Lust hat. Am Nachmittag gab es nochmal eine Runde.
Das Schönste war, wenn ein Zettelchen von ganz links nach ganz rechts wandern durfte. Das ist ungefähr dasselbe befriedigende Gefühl, als wenn To Do’s auf einer To-To-Liste abgehakt werden.

 

Wie geht es weiter?

Heute, am ersten Tag der Woche 2, habe ich erstmal ein klares Verbot ausgesprochen, als es darum ging, nach neuen Wochen-Aufgaben in Teams zu schauen. Das Ziel ist jetzt erstmal, Woche 1 einigermaßen abzuarbeiten. Dabei wird sicher noch das eine oder andere unter den Tisch fallen dürfen 🙂 und das ist auch völlig ok so. (Übrigens hatten auch manche Lehrkräfte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nicht jede einzelne Aufgabe erledigt werden muss. Aber einem an sich gewissenhaften Kind so wie meinem fällt das alles andere als leicht…)

Meiner Tochter geht es jetzt wieder gut, und sie hat das Gefühl, die Kontrolle wieder etwas zurück gewonnen zu haben. Diese Sicherheit ist etwas, das beim Lernen extrem wichtig ist. Wie gesagt: Wenn alles zu viel wird, dann macht man irgendwann gar nichts mehr.

Übrigens: Mathe hatte tatsächlich ein eigenes Board bekommen. Aber auch da sieht es jetzt inzwischen schon besser aus.

 

Fazit nach ein paar Tagen

Mit Hilfe dieses einfach bedienbaren Tools können die Kinder ihre Aufgaben organisieren und abhaken. Anfangs müsst ihr Eltern vielleicht ein bisschen helfen, aber mit der Zeit schaffen die Kids das alleine, und vielleicht macht es ihnen sogar Spaß. Uns hat es jedenfalls geholfen, dass der große Haufen Frust Schritt für Schritt abgebaut werden konnte.

Gelassenheit ist nach wie vor das ganz große Zauberwort, und die Kunst, gelassen bleiben zu können, wird uns wohl noch ein Weilchen begleiten.

Viel Spaß beim Experimentieren mit dem Board!